Musizieren II mit Hörgerät

Ein anderer Fall. Berühmter Gitarrist, klassisch. Trägt schweres Geschütz auf den Ohren. Sprachverständlichkeit funktioniert jetzt wunderbar, und seinem Charme muss man ohnehin erliegen 😉

So besuche ich also mit meiner Assistentin ein Konzert. Seine Solopartien sind wunderschön! Er spielt jedoch ohne Hörgerät. Verüble ich ihm nicht, denn er hat sich wohl im Laufe der Jahre derart an den verfärbten Klang seiner Gitarre gewöhnt, dass ihm alles andere unnatürlich vorkommt. Ausserdem komprimiert das Power-Hörgerät ja auch ordentlich, um die Sprache in den Resthörbereich zu drücken. Somit hört sich das Musiksignal  wohl sehr merkwürdig an. Da ist übrigens auch mit Musikprogrammen nicht viel zu machen, weil der Equalizer einfach schon so krass eingestellt ist, dass von der Elektronik her spektrale Ueberlagerungen geschehen.

In der Pause begrüssen wir ihn. Er erkennt unsere Stimme natürlich ohne Gerät nicht. Verzeihlich.

Unverzeihlich aber ist, dass er nachher ohne Geräte Duo spielt: Mit einem Geiger. Bei dieser Besetzung müsste die Geige führen, und die Gitarre in die Rolle der Begleitung gedrängt werden. Es ist aber das umgekehrte der Fall: Da unser Musiker die Hörgeräte nicht trägt, kann er nicht kommunizieren. Weder sprachlich noch musikalisch. Er gibt also selber Tempi an, und der Geiger muss unweigerlich folgen, auch wenn dies sein Ego ziemlich ankratzt, wie man unschwer erkennen kann.

Vielleicht wäre es doch gut gewesen, sich ans Musizieren mit Hörgerät zu gewöhnen? … …….

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein, Geräte, Kommunikation, Musik, Schwerhörigkeit, Wahrnehmung abgelegt und mit , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Ein Kommentar zu Musizieren II mit Hörgerät

  1. Pingback: Das Führungsdilemma | Not quite like Beethoven

Schreibe einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.