Eine musikalische Hörgeräteakustik sollte neben dem Wissen um den Klang der Technik (siehe Artikel MHGA I) und dem Angebot eines Hörtrainings (siehe Artikel MHGA II) auch auf spezifische musikalische Kundenwünsche eingehen können.
Kunde X kommt z.B. mit seiner Trompete ins Geschäft. Das Wichtigste für ihn ist, dass er mit den Hörgeräten musizieren kann. Kein leichtes Unterfangen! Der Klang der Trompete ist laut und wird zusätzlich durch den Mund erzeugt, was Resonanzen im ganzen Kopf mitschwingen lässt. Es wird eine offene Anpassung gewählt, damit der Okklusionseffekt nicht zu stark wird (= Gefühl des Dröhnens im Kopf). Nun muss sich der/die AkustikerIn ganz auf die Hinweise des Kunden einlassen können: Wie fühlt sich der Klang an? Natürlich? Metallisch unnatürlich? Stimmt die Lautstärke oder beginnen die Mikrofone zu zerren? Etc.
Diese Parameter können wir mit unseren Spachtests nicht einstellen. Sie existieren aber und sind vollends berechtigt. Ich empfehle meinen KollegInnen, sich auf die Klangerfahrung des/der KundIn zu verlassen. Am Besten erzeugt man ein neues Programm und stellt es nur für die Musizier-Situation ein, denn das Hörgerät muss da ja keine Sprache verarbeiten. Meistens klingt eine omnikirektionale Einstellung besser als eine direktionale, jedoch könnte sie auch störend laut sein für das schwerhörige Ohr.
Ich weiss, zum Beispiel, inzwischen bei unterschiedlichen Panflöten-Modellen recht genau, welcher Ton fast immer zu Problemen führen kann und wie man das , mit live-spielen während der Anpassung, behebt. Hierbei kommt es nicht nur auf die Grösse der Flöte, sondern auch auf das Holz, die Person die das Instrument spielt, die Lautstärke, ob mit oder ohne ‚Vibration‘ gespielt wird ect. an.
Nur mit dem herkömmlichen ‚Nacherzählen‘ wie es klingt kann man solchen Themen nicht gerecht werden.
Da handelt es sich schon um eine sehr differenzierte Behandlung des Problems. Kannst Du die Situation vielleicht genauer erläutern – gibt es unter Deinen KundInnen besonders viele Panflöten-SpielerInnen oder wie kommst Du zu dieser Erfahrung? Welcher Ton (oder welche Frequenz) führt meistens zu Problemen? Hat dies dann eher mit dem Instrument oder mit der Anpassung (Frequenzgang oder Hersteller) zu tun?
Was mich auch interessieren würde: inwiefern hast Du die Beobachtung gemacht, dass das Holz eine Rolle spielt? Thanks for sharing 🙂
Ich habe, zufällig und unabhängig voneinander, einige Kundinnen die Panflöte spielen, zum Teil professionell.
Alle haben ihre instrumente, und jede hat mehrere, zur Hörgeräte-Anpassung mehrmals mitgebracht. Unabhänig der Hörgerätemarke und des Hörverlusts ergaben sich immer die gleichen Probleme, es scheint bei einigen bestimmten Frequenz/Pegel/Art des Spielens/Holzart der Flöte Kombinationen immer den gleichen störenden effekt des Übersteuerns zu geben. Es ist recht komplex und auch je nach Raumakustik natürlich nicht immer gleich, so dass die Anpassung zum Teil in unterschieldichen Räumen erfolgen musste, um ein generell brauchbares Musikprogramm kreieren zu können. Das Perfide ist, dass im laufe der Jahre, wenn sich der Hörverlust ändert und die Einstellung nachjustiert wird, das ganze Musikprogramm ebenfalls neu eingestellt werden muss.
Ich werde dazu gerne zu einem späteren Zeitpunkt mehr schreiben, da ich sei einer Weile wegen dem IV-Beitrags- System-Wechsel mehr als 70 Std/ Woche arbeite, geniesse ich heute noch meinen freien Tag und werde mich gerne wie gesagt später genauer dazu melden.
Viele Grüsse
vielen dank für den interessanten beitrag!
ich freue mich auf weitere diskussionen 🙂
liebe grüsse + erholsames wochende,
Hallo Esther,
das Instrument zur Hörgeräte-Anpassung mitzunehmen und zudem ein völlig eigenes Programm nur für die Musik einzustellen ist eine wunderbare Anregung!
Das würde mir auch viel Lauferei ersparen, weil eben gleich so eingestellt werden kann, damit keine Interferenzen (Doppelton im Hörgerät) mehr auftreten.
(gut, ein Klavier kann man schlecht mitbringen, aber eine Flöte reicht völlig 😉
Ich spiele aus zeitlichen Gründen zwar momentan kaum noch ein Instrument, aber das möchte ich mir nicht auch noch verbauen, wenn ich ein neues Hörgerät habe und dieses schafft es nicht mal, die Musik einigermaßen gut zu verarbeiten….
Vielen Dank! 🙂
@wiederhoeren: Wie macht ihr das mit den Einstellungen in den anderen Räumen? Nehmt ihr da dann die Einstell-Technik mit oder reicht da etwas kleineres?