Dysmusia – Unmusikalität – Tontaubheit

Dass ein Mensch gerne Musik hört und daran Gefallen findet, heisst noch lange nicht, dass er oder sie auch in der Lage ist, selber musikalisch „Wertvolles“ zu produzieren. Manche Menschen haben die Fähigkeit einfach nicht, Töne richtig nach zu singen oder ein Instrument zu erlernen. Sie verlieren sich im Rhythmus, spüren den Puls nicht, und sie können nichts dafür.

Dieses Phänomen oder Symptom nennt man „Dysmusia“. Es ist sehr selten, aber es gibt es. Betroffene werden dann von ihren MusiklehrerInnen gescholten, sie würden es absichtlich tun um in der Klasse aufzufallen oder sie hätten einfach nicht geübt. Das ist für Betroffene sehr schwer zu akzeptieren, denn ihre Schwierigkeiten werden damit gründlich missverstanden!

Sagen die Einen.

Die Anderen sagen, dass es dieses Phänomen gar nicht gibt. Es handle sich nur um psychologische „Indispositin“ – also ein nicht-zur-Verfügung-stehen der Seele. Auch diese Theorie wird glaubhaft erklärt, z.B. in folgendem Buch:

Nun ist es als Nicht-Psychologin schwer, sich einen Reim auf diese Geschichten zu machen. Ich kann nur aus eigener Erfahrung berichten. Auch ich habe einen ordentlichen „Chnopf“, was das eigene Musizieren anbelangt. Der hängt vor allem mit den enormen Ansprüchen zusammen, die ich an mich selber stelle oder ans Musikhören allgemein. Da ich als Tonmeisterin „hörenderweise“ ein sehr hohes Niveau habe, fällt es mir schwer, beim Musizieren niveaumässig auf meiner Treppenstufe stehen zu bleiben und meine eigenen kleinen Fehlerchen auszumerzen. Dabei helfen mir einfühlsame LehrerInnen und DirigentInnen, sowie Lektüren wie diese:

(Das hat jetzt aber nichts mit dem bereits vielfach verpönten Mozart-Effekt zu tun 😉

Ein weiterer Ansatz ist der Neurologische. Manfred Spitzer schreibt in seinem Buch „Musik im Kopf“, dass das kreative Zentrum des Menschen, nämlich der Mandelkern, nur durch das Angstgefühl gehemmt werden kann (S.396). Das heisst: entweder man ist kreativ, oder man hat Angst. Beides zusammen geht nicht. Eine Erklärung, die wieder aufs Psychologische, oder eben Neurologische hinweist. Sie erklärt mir persönlich am Besten, wieso „es“ manchmal geht und manchmal nicht. Dann heisst es: Angst ausschalten, lustig samma, und geht schon 🙂 Aber auch das muss man lernen! Diese Theorie zeigt wieder einmal, dass es Gutes nicht ohne Böses gibt, Angst das Gegenteil von Freude ist und sich diese Kräfte ständig in Balance halten. Aber jetzt werde ich filosofisch…

Zum Abschluss ein Zitat des Psychologen John A. Sloboda: „Die moderne westliche Gesellschaft muss in der Tat als seltsam bezeichnet werden, da sie die musikalische Entwicklung bei nahezu allen Menschen bis auf eine kleine Minderheit behindert.“

Schade eigentlich.

P.s.: Auch Spitzer (s.o.) ist meiner Ansicht: den Mozart-Effekt gibt es nicht, gibt es nicht… 🙂

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein, Auditives Gedächtnis, Kunst, Musik, Wahrnehmung abgelegt und mit , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

2 Kommentare zu Dysmusia – Unmusikalität – Tontaubheit

  1. Deutschlehrer sagt:

    Was ist ein Filoso-Fisch und in welchen Gewässern ist er zuhause?

Schreibe einen Kommentar

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.